In den letzten Tagen, nein: in den letzten Wochen, habe ich mich wiederholt gefragt, ob die Therapie bei Dr. H. überhaupt Sinn macht. Ob es so Sinn macht.
Ich hatte immer wieder den Eindruck, dass er nicht wirklich Zeit für mich hat. Oder vielleicht auch keine „Lust“ sich mit meinen Problemen zu befassen. Manche Termine bei ihm waren gut und hilfreich. Nach vielen bin ich aber auch sehr enttäuscht heimgegangen. Oft hat es mich verletzt und gekränkt, dass er es offensichtlich kaum erwarten konnte, dass unser Gespräch endlich zu Ende war. Nein, das ist keine Einbildung: darauf angesprochen hat er zugegeben, dass das tatsächlich einige Male so gewesen ist.
Ich verstehe, warum das so ist. Die Psychiatrie ist personell momentan nicht allzu gut aufgestellt, wodurch die Arbeitsbelastung für die einzelnen Ärzte enorm hoch ist. Und in seinem Privatleben gibt es auch noch etwas, dass ihn verständlicherweise sehr beschäftigt.
Verstehen kann ich das also schon. Habe ich dafür Verständnis? Ehrlich gesagt: nein. Ich habe dafür wenig bis gar kein Verständnis. Ich finde es unprofessionell und auch irgendwie unfair. Wenn er nicht die Zeit und Nerven hat, mit mir zu arbeiten – nun, dann sollte er es eben sein lassen. Das habe ich ihm auch vorgeschlagen. Er wollte unbedingt weiter mit mir arbeiten und hat Besserung gelobt. Besser geworden ist allerdings gar nichts. Zeit nimmt er sich nach wie vor nicht und mit den Gedanken ist er auch nicht bei der Sache.
Wirklich maßlos enttäuscht hat mich der letzte Termin. Ich hatte ihm von meinen Sorgen wegen diesem einen doofen Paragraphen erzählt und ihn ausdrücklich gebeten, das noch vor seinem Urlaub mit der Rechtsabteilung zu klären. Weil es mich eben enorm stresst und belastet, und ich nicht bis in den April hinein im Unklaren sein will. Er versprach, das zu machen; wäre auch kein großer Aufwand gewesen, nur ein kurzer Anruf in der Rechtsabteilung. Ich ging also mit der Erwartung zum letzten Termin, dass ich eine Auskunft bekommen würde, wie das nun ist mit dem Paragraphen. Er hat sich nicht darum gekümmert! Im April fragt er nach, vertröstete er mich. Ich könnte wetten, dass er das dann auch nicht tut – da sind erst die Osterfeiertage, dann natürlich weiterhin die Arbeitsbelastung, und privat wird es bei ihm eher noch stressiger werden.
Ich könnte heulen deswegen. Ich habe geheult deswegen. Der Paragraph stresst mich, das habe ich ihm gesagt, ich habe ihn angefleht gebeten, das noch vor seinem langen Urlaub zu klären, weil ich die Unsicherheit kaum ertragen kann. Und was tut er? Nichts. Nur leere Versprechen. Es ist scheinbar nicht wirklich wichtig, ob ich leide. Es ist zu viel verlangt, einen kurzen Anruf zu tätigen und mir Entlastung zu verschaffen.
Momentan tendiere ich sehr dazu, im April noch ein letztes Mal zu ihm zu gehen und die Therapie dann abzubrechen. Ich mag Dr. H. wirklich, aber so, wie es die letzte Zeit lief, nützen mir die Termine wenig. Im Gegenteil: die wiederholte Enttäuschung, die Kränkungen, das Gefühl, unwichtig und egal zu sein – das tut mir nicht gut. Das tut mir gar nicht gut.
Und auch wenn ich Dr. H. mag, so denke ich trotzdem, dass es nicht so weitergehen kann. Vielleicht irgendwann wieder, wenn er auch wirklich in der Lage ist, sich in unseren Terminen auf die Arbeit mit mir zu konzentrieren. Wenn er eine geringere Arbeitsbelastung hat und privat nicht mehr so gestresst ist. Also nicht in den nächsten Monaten… So macht es doch keinen Sinn! Was bringt mir eine Therapie, wenn mein Therapeut keine Zeit und „Lust“ hat mit mir zu arbeiten? Was bringt es, wenn meine Gefühle und Bedürfnisse missachtet werden? Was bringt es, wenn ich nach den meisten Terminen enttäuscht und verletzt nach Hause gehe? Eben. Es bringt nichts. Da bin ich ohne Therapeut vermutlich sogar besser dran.