Ich war dann gestern tatsächlich noch zur Krisenintervention in der Klinik. Ohne genau sagen zu können, was mich dorthin getrieben hat oder was ich brauche. „Nur hier sein dürfen, für ein paar Stunden. Damit nichts passiert.“ Was sonst passiert wäre? Keine Ahnung. Irgendwie nur das zu starke Bedürfnis gehabt, irgendetwas zu machen – irgendetwas Destruktives, Selbstschädigendes.
Gespräch mit dem Assistenzarzt habe ich freundlich, aber bestimmt abgelehnt. Ich kenne ihn kaum und er gehört nicht zu den wenigen Menschen, zu denen ich spontan Vertrauen fasse. Ich wüsste auch gar nicht, was ich hätte sagen sollen. Es sind zu viele Dinge, die mich beschäftigen, zu viele Probleme, die mich belasten. Ich wüsste nicht, wo ich mit erzählen anfangen und aufhören sollte.
Das Gesprächsangebot vom Herrn Oberarzt habe ich ebenfalls abgelehnt. Ich bin mir nicht sicher, ob er mir das übel genommen hat. Seine Reaktion war seltsam. Nicht unfreundlich oder böse, nur irgendwie seltsam und schwer einzuordnen. Vielleicht war er nur irritiert, weil er davon ausging, dass ich sicherlich mit ihm reden will/werde. Ein bisschen hat er auch skeptisch und unsicher gewirkt, hat mehrfach zweifelnd nachgefragt, ob das dann ohne Arztgespräch für mich auch wirklich okay sei. Naja, wir sind offensichtlich immer noch nicht damit fertig, zu lernen, wie wir am besten miteinander umgehen – dass ich nicht immer reden will, wenn ich da bin, war für ihn offensichtlich noch etwas ungewohnt. Aber er hat es so akzeptiert.
Ich bin nicht sicher, ob mir die kurze Krisenintervention geholfen hat. Es war eher ein Fall von „ein paar Stunden in geschütztem Rahmen überstanden“. Zeit rumgebracht ohne Katastrophen. Das ist momentan auch sehr viel wert.
Trotzdem geht es mir nach wie vor sehr schlecht. Die Gedanken kreisen um Probleme, die wie riesige Berge vor mir stehen und von denen ich nicht weiß, wie ich sie lösen oder angehen soll. Ich bin immer noch sehr durcheinander bezüglich Selbstverletzung und Selbstschädigung. Schlafen tue ich kaum und wenn, dann mit Alpträumen. Ruhe finde ich nicht, weder nachts noch tags. Selbst mein heutiger Bibliotheksbesuch (mein Ruheort schlechthin) hat nicht die tiefe Ruhe und Entspannung gebracht wie sonst.
In meinem Kopf sind permanent Bilder, was ich mir antun könnte. Es sind beängstigende Bilder. Als ob mein Kopf beschlossen hat, dass „normale“ Selbstverletzungen momentan nicht möglich sind und es deswegen angebracht ist, sich was Neues einfallen zu lassen.
Ich spiele mit dem Gedanken, mal wieder länger als nur ein paar Stunden in die Klinik zu gehen. Aber ob das was helfen würde? Ich weiß es nicht. Ich habe arge Zweifel, ob ich es da überhaupt länger als ein paar Stunden aushalten würde. Ich bin zu unruhig, zu rastlos, zu getrieben. Trotzdem sehne ich mich ein bisschen danach – in die Klinik gehen und mich dort unter Aufsicht so weit mit Medikamenten abzuschießen, dass ich doch endlich mal zur Ruhe komme. Ich brauche dringend endlich Ruhe, ich bin völlig erschöpft, körperlich und psychisch. Aber ob die Ärzte das mitmachen würden? „Also, eigentlich will ich nur ein, zwei Tage hier sein und mich in dieser Zeit mal so richtig gepflegt abschießen. Das traue ich mich zu Hause nämlich nicht.“ Haha. Klingt doch toll. Das würden die bestimmt unterstützen…
Ich hoffe sehr, dass Dr. H. morgen wieder gesund ist und ich zu ihm kann. Die Termine mit ihm geben mir wenigstens noch ein bisschen Halt. Zum Termin beim Ambulanzpsychiater bin ich heute nicht gegangen. Nach den letzten Terminen, habe ich gerade absolut kein Bedürfnis mehr, ihn zu sehen.