Ich habe geweint, als ich in der Therapie saß und Dr. H erzählte, dass ich mich wieder verfolgt fühle. Es ist so schrecklich. Wohin ich auch gehe, überall sind Menschen, die mich definitiv anstarren. Sie beobachten mich. Wohin ich gehe, was ich tue, wie ich mich verhalte.
Von der Schließfachgeschichte habe ich Dr. H. nicht erzählt. Es ist für mich der ultimative Beweis, dass ich verfolgt werde. Ich kann nicht glauben, dass das Schloss durch Zufall in mein Fach gefallen sein könnte. Nein, jemand war in meiner Wohnung, hat den Ersatzschlüssel genommen und mein Fach aufgeschlossen und das Schloss hineingelegt. Ich erzähle es Dr. H. nicht, weil ich Angst habe, dass er es genauso sieht. Dann wäre von einer außenstehenden Person bestätigt, dass ich verfolgt werde. Und davor habe ich Angst.
Dr. H. sagt, dass ich keine Schizophrenie habe. Das weiß ich auch. Was ich erlebe, ist keine Schizophrenie, sondern real. Die Menschen, die mich anstarren, sind wirklich da. Ich bilde es mir nicht ein. Sie starren mich an. Und sie müssen mindestens dreimal in meiner Wohnung gewesen sein. Ich bin nicht schizophren – es ist die Realität.
Trotzdem sagt ein winzigkleiner Teil von mir, dass ich solche Erfahrungen schon hunderte Male zuvor gemacht habe. Unter Stress vor allem. Und ich bin gestresst. Klausuren, Praktikum, Täterkontakt. Wer wäre da ruhig und gelassen… Das Elontril kann auch psychotische Syptome auslösen oder verstärken, durch die Erhöhung des Dopaminspiegels.
Es ließe sich so logisch erklären, warum ich jetzt wieder psychotische Syptome habe. Aber fuck – die beobachtenden Menschen sind real, das Schloss in meinem Schließfach ist real, die kaputten Geräte in meiner Wohnung sind real!! Ich bilde es mir nicht ein.
Und dann erzähle ich und weine, weil es mir so fürchterlich Angst macht. Alles ist so logisch und real, der Verstand verliert immer mehr an Bedeutung und ich rutsche weiter und weiter in meine Wahngedanken. Und ich habe so schrecklich Angst. Davor, ganz verrückt zu werden, oder davor, dass ich nicht verrückt bin, sondern wirklich alles real ist und ich verfolgt werde.
Ich weiß nicht mehr, wo ich hingehen soll. Ich kann niemandem wirklich vertrauen. Ich fühle mich unwohl in meiner Wohnung, weil irgendjemand hier reinkommt. Ich fühle mich unwohl in der Stadt, weil ich überall beobachtet werde. Ich will weg, aber das bringt nichts, weil sie überall sind und mir selbst an den Nordpol folgen würden. Es ist so fürchterlich.