Ich habe jetzt schon eine Weile mit dem Gedanken gespielt, eine stationäre Therapie zu machen. Wenn nicht jetzt – wann dann?!? Viel zu verlieren habe ich nicht, mein Leben ist in einer Sackgasse… Es muss weitergehen, irgendwie. Und ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine stationäre Therapie. Ich bin bereit dafür. Ich bin bereit!
Nach viel Suchen und Umhören (danke an alle hier, die mir damals Tipps gegeben haben!!) habe ich ein paar Kliniken gefunden, die mir vom Konzept her zusagen. Meine Favoriten-Klinik habe ich gestern angeschrieben. Ich dachte, dass das bestimmt eine Weile dauern wird, bis ich da einen Termin bekomme… Nun, ja, Termin ist schon nächste Woche…
Ich habe Angst. So richtig Angst. Ich weiß nicht, was mich erwartet. Wie so ein Vorgespräch abläuft. Was die mich fragen werden. Was die von mir hören wollen?!?
Ich fühle mich wie vor einer mündlichen Prüfung. Das Thema kenne ich – die genauen Fragen nicht. Ich habe so Angst zu versagen. Angst, dass ich Fragen bekomme, die ich nicht beantworten kann. Angst, nicht „richtig“ krank zu sein. Nicht genommen zu werden, von der Klinik abgelehnt zu werden aus irgendwelchen Gründen.
Und ich habe Angst vor dem Termin an sich. Banale Ängste wie z.B. dass die Fahrt dorthin nicht klappt (ich werde sehr sehr früh mit dem Zug losfahren müssen, um rechtzeitig dort zu sein)… dass ich die Klinik nicht finde… dass ich das richtige Gebäude nicht finde… dass ich mich im Gebäude verlaufe (innerhalb von Gebäuden habe ich null Orientierungssinn…)
Himmel, stell dich nicht so an! Du bist selbstbewusster geworden! Wenn du es nicht findest, dann quatschst du halt irgendjemanden an und fragst nach dem Weg! Kannst du doch! Weißt du!
Dass ich dann im Gespräch dasitze, gestresst und angespannt, dass ich dissoziiere und keinen Ton mehr herausbringe…
Was, wenn es mich so umhaut, dass ich dann dort, in einer fremden Stadt, in der Klapse lande?!?
Dass es mir schlecht geht nach dem Gespräch…
Dass ich zusammenbreche. Auf welche Art auch immer.
Ich dachte wirklich: ich schreibe die Klinik einfach mal an und dann dauert es eh eine Ewigkeit, bis ich einen Termin bekomme. Nie hätte ich gedacht, dass ich schon nächste Woche auf der Matte stehen soll. So schnell. So verdammt schnell. Ich bin überfordert.
Ambulanz-Psychiater weiß davon noch nichts. Das ist auch so etwas, das mich stresst. Klar, ich kenne ihn schon lange und er hat es durchaus befürwortet, dass ich eine stationäre Therapie machen möchte… Aber er weiß nicht, dass ich mal eben so eine Klinik kontaktiert, einen Vorgesprächstermin vereinbart habe… Wie wird er reagieren, wenn ich ihm das im nächsten Termin sage? Und wie soll ich ihm das sagen? „Ach übrigens: ich habe Kontakt mit der XY-Klinik aufgenommen und nächste Woche ein Vorgespräch…“ Was, wenn er sauer ist? Weil ich das ohne Rücksprache mit ihm gemacht habe? Weil ich einfach so meine Favoriten-Klinik kontaktiert und einen Termin vereinbart habe? Vielleicht ist er total angepisst, fühlt sich übergangen, weil ich das nicht vorher mit ihm abgesprochen habe???
Er wird nicht sauer sein. Er wird überrascht sein, klar. Aber er wird nicht sauer sein. Er wird sich freuen. Dieser Schritt ist so wichtig. Er weiß das. Er wird mich unterstützen. Ganz bestimmt. Ja, ganz bestimmt!
Ach. So doof, das alles!
Ich weiß auch, dass ich mir da gerade zu viele Gedanken mache. Ich sollte es entspannter sehen. Mein Psychiater wird zwar überrascht, aber sicherlich nicht sauer sein. Und das Vorgespräch – einfach auf mich zukommen lassen. Hingehen und gucken, was passiert. Es ist ja keine Prüfung. Ich werde nicht benotet. Es geht nicht um Leistung.
Trotzdem.
So so so so so Angst gerade.