Seit vier Wochen habe ich mich nicht mehr verletzt. Aber irgendwie fühle ich mich gerade kein bisschen stolz deswegen. Mag mir auch nichts dafür gönnen, mag mich nicht belohnen. Jedenfalls nicht konstruktiv.
Ich würde mir gerne einen tiefen Schnitt erlauben. Einmal tief schneiden als Lohn für die vier Wochen ohne Selbstverletzung. Bescheuert, ich weiß. Aber ich sehne mich so sehr danach. Hatte mir schon wieder bis ins kleinste Detail ausgemalt, wie ich es machen werde, wo, wie tief, wie lang, und dann die Behandlung in der Chirurgie, die Fäden… Bis mir eingefallen ist, dass ich ja keine Klingen mehr zu Hause habe, und bei dem Dreckswetter wollte ich nicht aus dem Haus, und auf alternatives Werkzeug habe ich auch keine Lust, das wäre ja nur eine Notlösung, keine Belohnung.
Manchmal hasse ich mich dafür, dass ich sämtliche Klingen entsorgt habe. Verfluche mich selbst, weil ich mir auf diese Weise Steine in den Weg gelegt habe. Ich müsste mich motivieren, rauszugehen. Und wenn ich erst einmal draußen bin, mich bewege, die kühle Luft spüre, dann muss ich noch die Kraft aufbringen, bei meinen destruktiven Plänen zu bleiben. Ich kenne mich und ich weiß deshalb genau, dass „keine Klingen im Haus haben“ eine gute Möglichkeit ist, um mich vom Schneiden abzuhalten. Und manchmal hasse ich den vernünftigen Kämpfer-Teil in mir so sehr dafür, dass er auf diese Möglichkeit zurückgegriffen hat.
Es funktioniert, aber es ist eine Qual. Jeden scheißverdammtverfluchten Tag aufs Neue.